Schloss Rothmühle

Schloss Rothmühle

Die Mühle, um die schon im Mittelalter eine schlossähnliche Festung errichtet wurde, wurde erstmals im Jahr 1244 in Zusammenhang mit der Pfarrkirche St. Gilgen in Gumpendorf, die Nutznießer der Erträge war, erwähnt.

Bis 1848 war die Kirche Grundherr, das Landgut konnte aber vom jeweiligen Besitzer weiterverkauft werden. 

Im Jahr 1593 wurde die Rothmühle vom Adelsherrn Ambrossy di Ferrari erworben, der das Gebäude in der heutigen Form umbauen ließ. 

Der Mühlbetrieb wurde bis 1863 aufrechterhalten. In diesem Jahr wurde das Schloss für den noch minderjährigen Anton Dreher II. aus der Bierbrauerdynastie gekauft und der Mühlenbetrieb eingestellt

1867 wurde die ehemalige Mühle in eine Schafwolldruckerei umgewidmet. 

1879 wurde ein Grossteil des Daches durch einen Brand vernichtet und beim anschließenden Wiederaufbau das Dachgeschoss angehoben.
1920 pachtete die Wiener Lederindustrie AG das Schloss und errichtete eine Lederfabrik, die im Jahr 1930 275 Arbeiter und 35 Beamte beschäftigte. 

1935 ging die Lederfabrik in Konkurs. Von da an wurde das Schloss von der Familie Wünschek-Dreher als Gutsbetrieb geführt. 

In den letzten Kriegstagen, am 7. Februar 1945, wurde das Schloss von US-Fliegerbomben schwer getroffen und zerstört. 

In den 1970-er Jahren wurde das Schloss Rothmühle von der Stadtgemeinde Schwechat, die mittlerweile Eigentümer war, generalsaniert. 

Seit 1973 finden alljährlich die Nestroy-Spiele im Schloss Rothmühle statt. 

Die Fresken im Festsaal scheinen aus der Zeit nach der Zweiten Türkenbelagerung zu stammen. Sie stellen „Die irdische Liebe“ und „Die himmlische Liebe“ dar. 

Die Fresken in der Kapelle des Schlosses stammen aus derselben Zeit. Das ovale Hauptfresko zeigt den Wiener Neustädter Bischof Kollonitsch, der sich der Legende nach freiwillig in die belagerte Stadt Wien begab, um der Bevölkerung beizustehen. Über dem Kapelleneingang befindet sich das Familienwappen der Ferrari. 

Schloss Rothmühle heute

Das Schloss Rothmühle wurde 2003 nach einer neuerlichen Generalsanierung feierlich wiedereröffnet.

Heute ist die Rothmühle Frühstückspension und Veranstaltungsort der Stadtgemeinde Schwechat. Seminare, Trauungen und kulturelle Events finden im neurenovierten Schloss statt. Seit 1973 werden auch die Nestroyspiele hier abgehalten.


Vom Kaiser bis Mozart
Promi-Treffpunkt Rothmühle

Das schmucke Schlösschen Rothmühle in Schwechat-Rannersdorf ist jedes Jahr im Juli Austragungsort der Schwechater Nestroy-Spiele sein. Jedes Jahr treffen anlässlich der Sommertheaterspiele Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Politik zusammen. Doch auch im Laufe der Geschichte des Schlosses war dieses ein Ort prominenter Begegnungen und berühmter Gäste.

Von der Mühle zum Landsitz
So weilte in der ehemaligen Mühle, die im 16. Jhdt. vom italienischen Adeligen Ambrossy di Ferrari zum Landsitz umgebaut wurde, zu einem späteren Zeitpunkt Kaiser Karl VI., der Vater Maria Theresias. Er schätzte es, im Gebiet zwischen Lanzendorf und Laxenburg zur Jagd zu gehen und so verschlug es ihn auch nach Rannersdorf. Im Jahr 1769 vermählte sich der Arzt Franz Anton Mesmer mit Anna Maria Posch, in deren Besitz sich zu dieser Zeit das Rannersdorfer Schloss befand. Anton Mesmer hatte in Dillingen und Ingolstadt Philosophie und Theologie studiert ehe er sich bei Maria Theresias Leibarzt Gerhard van Swieten dem Studium der Medizin widmete. Er beschäftigte sich im Laufe seines Wirkens intensiv mit den Auswirkungen von Magnetismus auf den Menschen und setzte sich in einer Zeit, als dies noch unüblich war, mit psychischen Erkrankungen auseinander. Da er aufgrund von Kritiken in Ungnade fiel, musste er Wien verlassen und kam an den französischen Hof. Bereits in seinem Haus in der Wiener Rasumofskygasse empfing Mesmer die Familie Mozart als Gäste. Überlieferungen zufolge soll dort der junge Wolfgang Amadeus Mozart sein frühes Werk „Bastien und Bastienne“ uraufgeführt haben. Im Jahr 1773 lud Franz Anton Mesmer Vater und Sohn Mozart auf seinen Landsitz ein. So kam es, dass Wolfgang Amadeus Mozart am 22. September 1773 im Schloss Rothmühle weilte. In späteren Jahren sollte er noch einmal nach Schwechat kommen, um seinen Freund, den Schwechater Komponisten Joseph von Eybler, zu besuchen. Die Begegnung im Schloss Rothmühle schlug sich auch in Mozarts 1790 kom ponierter Oper „Cosi fan tutte“ nieder, denn hier wird auf Mesmer Bezug genommen. Die handelnden Personen Guglielmo und Ferrando werden in einer Parodie nach den „Mesmerschen Methoden“ geheilt.

200 Jahre nach Mozart 200 Jahre nach Mozarts Besuch im Schloss Rothmühle fanden erstmals Nestroy-Spiele im Schlosshof der Rothmühle statt. Doch ehe es zur Entscheidung für die Stücke des Wiener Volksdichters kam, wurde 1972 „Jedermann“ im Schloss dargeboten. Die Schwechater Spielgruppe St. Jakob, eine Laientheatergruppe rund um den engagierten Walter Mock, führte das legendäre Stück anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Stadt Schwechat“ auf. Auch bei der Aufführung des „Jedermann“ kam es zu prominenten Begegnungen. So war Dr. Gottfried Heindl, der damals der Bundestheaterverwaltung vorstand, anwesend und vom Talent der Gruppe beeindruckt. Zusammen mit dem Burgschauspieler Bruno Dallansky und dem Schriftsteller György Sebestyen wurde die Idee von Nestroy-Aufführungen in einer Stadt am Tor zu Wien verfolgt. Dem Schwechater Walter Mock gelang es, den Wiener Theater- und Filmschauspieler Erich Padalewski und den Bühnenexperten Sepp Nordegg für die Unterstützung des Sommertheaters zu gewinnen. Mit Regisseur Peter Gruber wagte man sich 1973 an die erste Nestroy-Aufführung. Der Rest ist Geschichte. Die Darbietungen im Schlosshof der Rothmühle sind heute aus dem Kulturleben Schwechats nicht mehr wegzudenken – und die Theaterabende sind Anlass für weitere spannende Begegnungen.

 

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