Das Brauhausviertel

Das Brauhausviertel

Welche Brauhäuser waren es, die Schwechat zur Bierstadt machten? Wer waren die dominierenden Akteure dieser Geschichte? Noch vor dem Erfolg des Schwechater untergärigen Lagerbiers existierten Brauereien in der Stadt. Es war dies einerseits das um 1590 gegründete Figdor-Brauhaus an der Ecke Bruck-Hainburger Straße/Hauptplatz und andererseits das Dominikal- oder PopperBrauhaus am Hauptplatz. Nach dem aus Kittsee im Burgenland stammenden Brauherrn Anton Wilhelm Figdor, der eines dieser Brauhäuser im 19. Jahrhundert betrieb, ist übrigens der Anton-Figdor-Weg zwischen Schrödlgasse und Wohnhausanlage Brendanihof benannt. Doch zurück zum eigentlichen Brauhausviertel. Dieses wurde vor allem durch einen Namen geprägt: jenen der Familie Dreher, die wiederum namensgebend für die Straße zwischen der Wiener Straße und Kaiser-Ebersdorf wurde. Die Braudynastie Dreher prägte das Geschehen rund um das heutige Brauhausviertel in entscheidendem Maße. Auf den Erfolg der Dreher-Dynastie geht auch der Erwerb der oben genannten Brauhäuser und die Eingliederung in die Schwechater Brauerei zurück.

Die Dreher-Dynastie
Der erste Brauherr der Familie war Franz Anton Dreher (1735-1820), der aus Pfullendorf am Bodensee stammte, und das Brauhaus Klein-Schwechat erwarb. Dessen Sohn Anton Dreher I. (1810-1863) hatte auf Praktikumsreisen in Bayern das untergärige Brauverfahren kennengelernt und stellte im Winter 1840 den Schwechater Betrieb auf diese Methode um. In der Gastwirtschaft „Kohlkreunze“ in WienFünfhaus wurde das helle, untergärig erzeugte Bier erstmals zum Ausschank gebracht. Als „Klein-Schwechater Lagerbier“ sollte es den Markt revolutionieren. Anton Dreher I. erwarb unter anderem die Herrschaften Freyenthurn und Blauhof in Mannswörth, den Brendanihof, die Thurn- wie die Plankenmühle und das Schloss Michelob in Böhmen. Die Umgebung des böhmischen Anwesens galt als hervorragender Hopfenstandort. Unter Anton Dreher II. (1849-1921), der enge Kontakte zum Kaiserhaus pflegte, wurde das Unternehmen modernisiert und weiter ausgebaut. Dreher war eine Person des gesellschaftlichen Lebens, der wie es in der Zeit für wohlhabende Unternehmer oft üblich war, ein Palais an der Wiener Ringstraße besaß. Bis 1902 bewohnte er die Werkswohnung in der Schwechater Brauhausstraße, in unmittelbarer Nähe der Brauerei und des heute neuen Stadtgebiets. Dort ließ er sich vom Schwechater Schlosser Spielberger im ersten Stock einen eigenen Wintergarten anlegen. Später lebte er im Schloss Altkettenhof (heute Bezirksgericht), das er erworben und neu errichten hatte lassen.

Die Simmeringer Linie
1913 fusionierte Dreher mit den Brauhäusern St. Marx (Adolf Ignaz Mautner & Sohn) und Simmering (Georg Meichl). Die Simmeringer Linie des Brauimperiums, Mautner Markhof, übernahm 1935, nachdem sich kein Nachfolger der Dreher-Dynastie mehr abzeichnete, die Mehrheitsanteile an der Vereinigten Brauereien AG. So wie die Familie Dreher prägten die Mautner Markhofs das Brauwesen. Auch ihnen, die auch durch ihr soziales Engagement auffielen, ist eine Straße, situiert zwischen ehemaligem und aktuellem Braugelände, gewidmet.


Dr. Christina PalAnton Dreher ll.Anton Dreher ll.